1828, 1. October.
Mit Friedrich Wilhelm Hönninghaus
Herr Hönninghaus 1 aus Crefeld, Chef eines großen Handelshauses, zugleich Liebhaber der Naturwissenschaften, [328] besonders der Mineralogie, ein durch große Reisen und Studien vielseitig unterrichteter Mann, war heute bei Goethe zu Tische. Er kam von der Versammlung der Naturforscher aus Berlin zurück, und es ward über dahinschlagende Dinge, besonders über mineralogische Gegenstände manches gesprochen.
Auch von den Vulkanisten war die Rede und von der Art und Weise, wie die Menschen über die Natur zu Ansichten und Hypothesen kommen; bei welcher Gelegenheit denn großer Naturforscher und auch des Aristoteles gedacht wurde, über welchen sich Goethe also aussprach.
»Aristoteles,« sagte er, »hat die Natur besser gesehen als irgend ein Neuerer, aber er war zu rasch mit seinen Meinungen. Man muß mit der Natur langsam und läßlich verfahren, wenn man ihr etwas abgewinnen will.
Wenn ich bei Erforschung naturwissenschaftlicher Gegenstände zu einer Meinung gekommen war, so verlangte ich nicht, daß die Natur mir sogleich recht geben sollte; vielmehr ging ich ihr in Beobachtungen und Versuchen prüfend nach, und war zufrieden, wenn sie sich so gefällig erweisen wollte, gelegentlich meine Meinung zu bestätigen. That sie es nicht, so brachte sie mich wohl auf ein anderes Aperçu, welchem ich nachging und welches zu bewahrheiten sie sich vielleicht williger fand.«
1 Nicht Hönninghausen.