Die Psyche verläßt die Begier aller Dinge, daß sie sich mit Jesu allein ergötzen möge

1
Psyche, die verliebte Seele,
Weil sie keiner wahren Lust,
Noch im Feld, noch in der Höhle,
Sich ohn Jesu war bewußt,
Nahm von allem Urlaub frei
Und verließ die Schäferei.
[236] 2
Gute Nacht, ihr grünen Matten,
Gute Nacht, du buntes Feld.
Gute Nacht, ihr kühlen Schatten,
Sprach sie, und du ganze Welt,
Gute Nacht, du süßer Bach,
Denn ich folge Jesu nach.
3
Gute Nacht, ihr Schäferinnen,
Meine Nachbarn, liebe Schar.
Lebet wohl, ich muß von hinnen
Und euch lassen ganz und gar.
Gute Nacht, ihr Schäfelein
Und was mich gekonnt erfreun.
4
Keine Not ist zwar vorhanden,
Keine Mißgunst jagt mich fort.
So ist auch kein Krieg entstanden
Zwischen uns ob diesem Ort.
Bloß allein mein Bräutigam
Macht mich lassen allessamm.
5
Denn ich kann nicht mehr so leben,
Bis ich mein Gemüt und Sinn
Jesu ganz hab übergeben
Und nur sein alleine bin.
Gute Nacht, gehabt euch wohl,
Ich bin Lieb und Freiheit voll.
6
Folgt mir nach, ihr Schäferinnen,
Wo ihr ganz wollt Gottes sein,
Opfert euer Herz und Sinnen
Eurem Bräutigam allein.
Folgt mir, schrie sie, folgt mir nach,
Bis sie ihnen ganz entbrach.

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TextGrid Repository (2011). Angelus Silesius. Gedichte. Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder. Viertes Buch. 129. Die Psyche verläßt die Begier aller Dinge. 129. Die Psyche verläßt die Begier aller Dinge. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-E829-2