Frühlingstraum

1846.


Ging ich aus ins Frühlingstal,
Wollte Blüten fangen,
Blumenlust und Sonnenstrahl,
Alt und jung Verlangen.
Altes, wieder grün und kraus,
Webte frische Ranken,
Junges in die Welt hinaus
Schneller als Gedanken.
Aber weh! Der Himmel zog
Dunkel sich zusammen,
Und ein Donnersturmwind flog
Her mit Blitzesflammen:
Wald und Feld und Au und Tal
Ringsumher zerzauset,
Und der Lerch' und Nachtigall
Jeder Ton vergrauset.
Nur vom Stumpf und Dornbusch krächzt
Kräh' mir und Neuntöter,
Und aus Turmgetrümmer ächzt
Kauz, der Schwerenöter.
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Und der ganze Frühlingstraum
Hinnen wie geschwinde!
In den öden, weiten Raum,
Weg in alle Winde!
Lenzesbild, du Lebensbild –
Fliege mit, o Wandrer,
Was dir heut verwelkt, verquillt,
Morgen fängt's ein andrer.

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TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Frühlingstraum. Frühlingstraum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-03C2-C