Der Mann

1811.


Brauset, Winde! Schäume, Meer!
Mir im Herzen braust es mehr;
Schlage, Unglückswetter, ein!
Mut will trotzig oben sein.
Schwillt die Flut ins Himmelshaus,
Keine Anker wirft er aus;
Schmettern Blitze höllentief,
Blickt sein freies Aug' nicht schief.
Freudig schießt er auf Gefahr,
Wie auf Raub der Sonnenaar,
Stürzt mit Wangen frisch und rot
Kühn hinein in tiefsten Tod.
Froh für Recht und Vaterland
Faßt das Eisen seine Hand,
Für das Laster feig und feil
Wird sein Mund ein Donnerkeil.
[81]
Seine Losung heißet Gott,
Darum ist die Welt ihm Spott;
Freiheit klingt sein Feldgeschrei,
Darum haßt er Tyrannei.
O wie selig ist der Mann,
Der in Wahrheit sagen kann:
Du, Gefahr, bist meine Braut,
Treue, du mir angetraut!
O wie selig ist der Mann,
Der in Wahrheit sagen kann:
Mut, du bist mir Sonnenschein,
Mut, du bist mir edler Wein!
Sonnenschein behält sein Licht,
Saft der Reben altet nicht:
So erlischt nicht kühner Mut,
So erbleicht nicht Heldenblut.
Will die Welt zu Scheitern gehn,
Mut bleibt fest und ruhig stehn;
Ja, fällt selbst der Himmel ein,
Mut wird Gott mit Göttern sein.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Der Mann. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-03CA-B