Kurze Weile

Frische Liedlein.


So wünsch ich ihr ein gute Nacht,
Bei der ich war alleine,
Kein traurig Wort sie zu mir sprach,
Da wir uns sollten scheiden:
»Scheid nicht mit Leid,
Gott weiß die Zeit,
Die Wiederkehr bringt Freuden.«
Da ich am jüngsten bei ihr war,
Ihr Angesicht wollt röthen,
Das hat die rothe Sonn gethan,
Als wir in Scheidens-Nöthen;
Viel Scherz viel Schmerz,
Brach ihr das Herz,
Das bin ich innen worden.
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Das Mägdlein an der Zinnen stand,
Hub kläglich an zu weinen:
»Gedenk daran du junger Knab,
Laß mich nicht lang allein,
Kehr wieder bald,
Dein lieb Gestalt,
Löst mich aus schweren Träumen.«
Der Knabe über die Heyde ritt,
Sein Rößlein warf er rumme:
»Gedenk daran mein feines Lieb,
Dein Red werf du nicht umme,
Beschertes Glück
Nimm nie zurück,
Ade ich fahr mein Straßen.«
Der uns das Liedlein neu es sang,
Von Neuem hats gesungen,
Das hat gethan ein freier Knab,
Ist ihm gar wohl gelungen,
Er singt uns das,
Darzu noch baß
Hats Mägdlein überkommen.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Kurze Weile. Kurze Weile. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0D72-C