17. Hochzeitmittag

Wenn die Seele sich befindet
In des Bräutgams Keller stehn,
Wird sie als vom Wein entzündet,
Jauchzens voll einherzugehn,
Daß ihr Leib und ganzer Geist
Trunken und entzücket heißt.
Alsdann wird sie aufgezogen,
Und in stille Luft geführt,
Aus den wilden Meereswogen,
Aus den Dingen, die sie spürt.
Unerträglich leer zu seyn,
Wenn die Sinnen dringen ein.
Alles liegt zu ihren Füssen,
Was zu dieser Welt gehört,
Ja sie kann auch leichtlich missen,
Was durch guten Schein bethört;
Denn sie hat den klugen Geist,
Der ihr bessre Güter weist.
Wie ein Trunkner liegt sie stille,
Der wie unempfindlich scheint,
Daß der sonst zertheilte Wille
Aufgeopfert nicht mehr meint,
Als nur Gott und seine Kraft,
Die den Sohn der Liebe schafft.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeinde Gottes. 17. Hochzeitmittag. 17. Hochzeitmittag. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-133F-4