Das verirrete Schäflein

1.
Ach ich armes Schäflein schreye
Und bekenne selbst mit Reue,
Daß ich mich vergangen hab.
Ich ließ mich die Lust verführen,
Lief mit Böcken hin spaziren,
Kam weit von der Heerde ab.
2.
Ach mich stechen im Gewissen
Dornen, und ich soll ein Bissen
Dort der Höllen-Wölfe seyn.
Jesu, treuer Hirt, wolst kommen:
Laß die neun und neunzig Frommen,
Komm, hol mich, das huntertst', ein.
[88] 3.
Mache, daß in deinem Stalle
Eine Freud ob mir erschalle,
Bring mich wieder zu der Heerd;
Und dein Stab alsdann mich lenke,
Daß ich mich nit ferner kränke.
Jesu, laß es seyn gewährt.

Notes
Erstdruck in: J. M. Dilherrns Hertz- und Seelenspeise, oder Emblematische Haus- und Reise-Postill, Nürnberg (Michael und Joh. Friederich Endter) 1663.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Birken, Sigmund von. Das verirrete Schäflein. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3585-1