[Was heut noch grün und frisch da steht]

Was heut noch grün und frisch da steht,
Wird morgen schon hinweggemäht,
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Die edlen Narzissen,
Die Zierden der Wiesen,
Die schön Hiazinthen,
Die türkischen Binden.
Hüte dich schöns Blümelein!
Viel hunderttausend ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt,
Ihr Rosen, ihr Lilien!
Euch wird man austilgen,
Auch die Kaiserkronen
Wird man nicht verschonen,
Hüte dich schöns Blümelein! –
Das himmelfarbne Ehrenpreis,
Die Tulipane gelb und weiß,
Die silbernen Glocken,
Die goldnen Flocken,
Sinkt alles zur Erden,
Was wird daraus werden?
Hüte dich schöns Blümelein!
Ihr hübsch Lavendel, Rosmarin,
Ihr vielfarbige Röselin,
Ihr stolze Schwerdlilgen,
Ihr krause Basilgen,
Ihr zarte Violen,
Euch wird man bald holen. –
Hüte dich schöns Blümelein! –

Notizen
Aus dem Roman »Godwi«. Entstanden 1800–1801. Erstdruck 1802.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Brentano, Clemens. [Was heut noch grün und frisch da steht]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3F12-6