[Liebster Hirte, denkst du nicht]

Liebster Hirte, denkst du nicht
An die teure Liebespflicht?
Hast du doch mit tausend Wunden
Meiner Seele dich verbunden!
Weißt du wohl, daß deine Pein
Uns Erlösung sollte sein?
Und wie muß ich denn auf Erden
Noch so lang geprüfet werden!
Bin ich dir als eine Braut
Durch den Ring schon angetraut,
Warum läßt du meine Seele
In des Leibes Trauerhöhle?
Uns zu Lieb' hast du gestritten,
Uns zu Lieb' den Tod erlitten;
Dich seh' ich in jedem Armen,
Und das mehret mein Erbarmen.
Wenn ich diese Wunden pflege
Und den Balsam in sie lege,
Seh' ich deine Wunden glühn,
Die wie Rosen mir erblühn.

Notizen
Entstanden nach 1827. Erstdruck 1855.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Brentano, Clemens. [Liebster Hirte, denkst du nicht]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-424F-7