Der versetzte Himmel

Sonnett


Licht und Lust des Himmels zu erschauen,
Wo hinan des Frommen Wünsche schweben,
Muß dein Blick sich über dich erheben,
Wie des Betenden voll Gottvertrauen.
Unter dir ist Todesnacht und Grauen.
Würde dir ein Blick hinab gegeben,
So gewahrtest du mit Angst und Beben
Das Gebiet der Höll' und Satans Klauen.
Also spricht gemeiner Menschenglaube.
Aber wann aus meines Armes Wiege
Molly's Blick empor nach meinem schmachtet:
Weiß ich, daß im Auge meiner Taube
Aller Himmelsseligkeit Genüge
Unter mir der trunkne Blick betrachtet.

Notes
Erstdruck 1789.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Bürger, Gottfried August. Der versetzte Himmel. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-46EC-1