Verlust

Sonnett


Wonnelohn getreuer Huldigungen,
Dem ich mehr als hundert Monden lang,
Tag und Nacht, wie gegen Sturm und Drang
Der Pilot dem Hafen, nachgerungen!
Becher, allgenug für Götterzungen,
Goldnes Kleinod, bis zum Überschwang
Stündlich neu erfüllt mit Labetrank,
O wie bald hat dich das Grab verschlungen!
Nektarkelch, du warest süß genug,
Einen Strom des Lebens zu versüßen,
Sollt' er auch durch Weltenalter fließen.
Wehe mir! Seitdem du schwandest, trug
Bitterkeit mir jeder Tag im Munde.
Honig trägt nur meine Todesstunde.

Notes
Erstdruck 1789.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Bürger, Gottfried August. Verlust. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-47D5-B