[78] 9.

Die letzte Nacht
Hab' ich durchwacht
Auf Deiner kleinen Terrasse. –
So nah' Dir – so nah'!
Durch den Spalt ich sah
Dein Antlitz, das liebe, blasse.
Als Dein Gatte kam,
Als er leise nahm
Deine kleinen weichen Hände,
Als er küßte die Stirn,
Da glühte mein Hirn,
Da war mir, als schwankten die Wände;
Er verließ Dein Gemach,
Du schautest ihm nach
Mit müdem, trostlosem Nicken;
Auf Deinem Gesicht
Kein Glück, kein Licht –
Mir bangte vor Deinen Blicken.
[79]
Es knurrte Dein Hund,
Da bebte Dein Mund,
In's Dunkel spähte Dein Auge;
Ich stand wie im Bann
Und lauschte – und sann:
Was uns das Leben noch tauge? ...

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Christen, Ada. 9. [Die letzte Nacht]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-527F-9