Ein gülden ABC

A

Armut des Geistes Gott erfreut;
Armut, und nicht Armseligkeit.
B

Besprich dich nicht mit Fleisch und Blut,
Fahr zu, gleich zu, wie Paulus tut.
C

Creuz ist ein Kraut, wenn man es pflegt,
Das ohne Blüte Früchte trägt.
D

Dürst nicht nach Rache und nach Blut;
Vergeben wäre wohl so gut.
E

Ein edles Herz glänzt hell und hold,
Ein gutes ist gediegen Gold.
F

Für was du Gutes hier getan,
Nimm keinen Lohn von Menschen an.
G

Geduldig sein – Herr lehr es mich,
Ich bitte dich, ich bitte dich.
[548] H

Hau deinen Götzen mutig um,
Er sei Geld, Wollust oder Ruhm.
I

In dir ein edler Sklave ist,
Dem du die Freiheit schuldig bist.
K

Kämpf und erkämpf dir eignen Wert;
Hausbacken Brot am besten nährt.
L

Liebt euch auf Erden, liebt, und wißt,
Daß Gott im Himmel Liebe ist.
M

Merk auf die Stimme tief in dir;
Sie ist des Menschen Kleinod hier.
N

Nimm wahr der Zeit; sie eilet sich,
Und kommt nicht wieder ewiglich.
O

O Herr lehr uns bedenken wohl,
Daß wir sind sterblich allzumal.
P

Parabeln sind wohl fein und schön,
Doch muß sie einer auch verstehn.
Q

Quäl nicht dein Herz ohn Unterlaß,
Ein freier Mut gefällt Gott baß.
R

Recht halte heilig bis in'n Tod,
So bleibt ein Freund dir in der Not.
S

Straf keck das Böse ins Gesicht;
Vergiß dich aber selber nicht.
T

Treib Tugend jeden Augenblick;
Wer nicht vorangeht, geht zurück.
[549] U

Und wenn sie alle dich verschrein,
So wickle in dich selbst dich ein.
V

Verlaß dich nicht auf diese Welt;
Sie ist Schaum, der zusammenfällt.
W

Wie wird es dann, o dann uns sein,
Wenn wir der bessern Welt uns freun?

X
Y

In Sturm die Sonne spiegelt nicht
Im Meer ihr heilig Angesicht.
Z

Zerbrich den Kopf dir nicht zu sehr,
Zerbrich den Willen, das ist mehr.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Claudius, Matthias. Gedichte und Prosa. Asmus omnia sua secum portans. Siebenter Teil. Ein gülden ABC. Ein gülden ABC. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5337-1