[90] Herbst

Der frischgedüngte Acker stinkt herüber;
Braunrotes Land nickt über die Stackete,
Die letzten Astern kümmern auf dem Beete –
Und täglich wird der Himmel trüb und trüber.
Aus der Spelunke jagte mich das Fieber
Und warf auf meine Backen grelle Röte.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Wie sie heut wieder brünstig küßte, flehte:
Ich möchte wiederkommen! Viel, viel lieber
Sei ihr die Nacht! ... Denn, wär' der Tag zu Rüste,
Dann sprängen heißer all die süßen Lüste
Und süßer sei das Indenarmenliegen! ...
– – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Der frischgedüngte Acker stinkt empörend, –
Doch ist sein Stunk nicht grade unbelehrend:
Nur wer das Leben überstinkt, wird siegen!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Conradi, Hermann. Gedichte. Lieder eines Sünders. Im Strudel. Herbst. Herbst. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-58A6-0