[118] [125]Michael Matthias und Ursula Reinhart

11./21. Febr. 1658.


Bin ich dessen auch wol wehrt,
Daß man meinen Reim begehrt
Vmb der Spreen Rand zu lesen?
Ich mag wehrt seyn oder nicht,
Gnug, das jemals mein Geticht
Ist so angenehm gewesen.
Dieses ist was mir gefällt,
Weil mein Reichthum nicht ist Geld,
So am meisten itzt muß strahlen,
Daß ich Freunden, welche mir
Förderlich sind da und hier,
Es mit Reimen kan bezahlen.
[125]
Herr Matthias, welchen itzt
Eine schöne Lieb erhitzt,
Nimmermehr werd ich vergessen,
Was des Burckstorffs reiche Hand
(O daß er uns längst entwandt!)
Mir an Gutthat zugemessen.
Damals hiesse dich Berlin
Her zu uns in Preussen ziehn,
Ich bekam von ihm ein Schreiben,
Daß durch dich mir gutes Geld
Solte werden zugestellt,
Ich vermocht es kaum zu gläuben.
Endlich zahltest du mich aus.
O wie frölich war mein Haus!
Nirgends kunt ich es verschweigen.
Burckstorff, sang ich fort und fort,
Burckstorff ist mein Wind und Port,
Burckstorff hörte man mich geigen.
Nun, er schläfft die lange Nacht,
Vnd sein Geist ist loßgemacht
Von den Banden dieser Erden,
Ist in sein Gestirn gekehrt
Höher als wo Titan fährt
Mit des Tages schnellen Pferden.
Vnd ich sterb in seiner Schuld,
Edle Seele, nimm Gedult,
Fleuch mich undanckbar zu schelten.
Dein Vermögen war zu groß,
Ich hergegen arm und bloß,
Itzt wird dir es Gott vergelten.
Gleichwol dieses, was ich weiß,
Sey gewandt auf seinen Preiß,
Welcher ewig nicht sol sterben:
Deinen Namen breit ich aus,
Daß er durch der Erden Haus
Stets sol neue Krafft erwerben.
Burckstorff, sing ich, ist bekandt,
Er und seine freye Hand
Vnd sein liebreiches Gemühte,
Daß so mancher in der Welt
Itzt noch Ehr und Brodt erhält,
Solches danckt Er seiner Güte.
Aber, du Herr Bräutigam,
Der mir auch zu statten kam,
Daß ich damals ward erfreuet,
Aber es noch nicht erkandt
Bis auff deinen Heyrahts-stand,
Dieses hat mich offt gereuet.
Itzund bin ich hertzlich froh,
Daß ich deiner keuschen Loh
Ein danckbares Lied sol stellen,
Hätt ich nur die Krafft darzu
Vnd für meiner Kranckheit ruh,
Die mit ernst mich sucht zu fällen.
Wär ich, der ich vormals war,
Trüge noch kein graues Haar,
Herr, ich wolte zierlich singen,
Wolte dich und deine Braut,
So dir ehlich wird vertraut,
Auf die späte Nachwelt bringen.
Deine Still und Frömmigkeit
Vnd die Vorsicht, die allzeit
Mich sampt allen hat gefangen,
Vnd was mehr von guter Kunst
Dir erwirbt der Fürsten Gunst,
Würd in meinen Liedern prangen.
Deiner hohen Ehren Stand
Würde schwer sein meiner Hand,
Dennoch wolt ich ihn erheben,
Deiner Liebsten Zucht und Zier
Würde Fug und Anlaß mir
Mich empor zu schwingen geben.
Ihre Gottesfurcht voraus,
Dann auch ihrer Eltern Haus,
Ihres Vaters große Gaben,
Die allein die Vrsach sind,
Daß des Fürsten Gnaden-Wind
Ihn zu diesem Glück erhaben.
Endlich auch der Mutter Zier,
Art und Leben, die Sie dir
Hat gebildet und erzogen,
Diese Sitten, diesen Pracht
Vnd was dich verliebt gemacht
Vnd sie bloß von ihr gesogen,
[126]
Würd ich rühmen als ich weiß,
Venus solte mir den Preiß
Deß Poeten hiedurch geben.
Aber ach! mein Feder-kiel
Ist gantz unwehrt, und mein Spiel
Hangt umwirckt mit Spinne-weben.
Auch so halt ich euch bekandt
Mehr als reichlich ohn die Hand
Meiner oder sonst Poeten.
Lobt man auch der Sonnen schein?
Vnd ein unverfälschter Wein
Hat des Krantzes nicht von nöhten.
Eines füg ich nur darzu:
Gott sey eure Gnüg und Ruh,
Vnd gebiete seinem Segen,
Daß Er sich, wie ihr begehrt,
In die Wieg und auf den Heerd
Allzeit reichlich möge legen.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Michael Matthias und Ursula Reinhart. Michael Matthias und Ursula Reinhart. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6767-B