Jung Anne

Ja, klinge nur lustig, du Hörnerklang, ich folge dir gern zum Streit;
Heut küßt' ich, die ich freite so lang, jung Anne, die süße Maid.
Ich zog vorüber im Morgenstrahl: da stand sie im grünen Hag:
– »Ei wohin, Childe Arthur, im blauen Stahl, wohin so früh' am Tag?«
»Die Schotten sind über den blauen Tweed: Lord Percy will sie bestehn.
Manch' Auge, das jetzt sie aufgehn sieht, sieht die Sonne nicht untergehn!
Und es hat gereut schon manche Maid, die nie ihren Liebsten geküßt:
Dann ward er erschlagen im blutigen Streit, hat kußlos sterben gemüßt.«
Da brach sie die Rose vom Gartenzaun und gab sie mir abgewandt:
Ich weiß nicht, war es das Morgentaun: – ein Tropfe lag auf der Hand.
Und ich zog an mich die zitternde Hand, ihr ins blaue Auge zu sehn,
Wegküßt' ich die Träne, die drinnen stand und sie ließ es gerne geschehn! –
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Jetzt klinge nur lustig, du Hörnerklang, ich folge dir gern zum Streit:
Heut küßt' ich, die ich freite so lang, jung Anne, die süße Maid! –

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dahn, Felix. Gedichte. Balladen. Zweites Buch. Jung Anne. Jung Anne. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-68B1-1