[214] 8. Securitati perpetuæ

1.

Das Herz betäubt und das Gehirn gespalten,
Bin ich gewohnt, mich willig zu bescheiden,
Weil mich der Trost erfüllt, daß allen Leiden
Ein letztes, sichres Ende vorbehalten.
Gesegnet sei des Todes stilles Walten!
Die Geisterbanner kann ich nicht beneiden,
Die seiner hehren Größe ihn entkleiden
Mit keckem Griff in seiner Toga Falten.
Die Leichen liegen starr auf ihren Betten,
Wenn ihre Asche nicht zerstob im Winde,
Und ruchlos ist das Spielen mit Skeletten.
Das sei verkündet jedem Menschenkinde,
Und vor Nirwanas Heiligkeit verschwinde
Das Reich der Gaukler und der Marionetten.

[215] 2.

Erbleiche, Sonne! wenn sich deine Macht
Auch dort bewährt, wo unser Leib vernichtet,
Dort, wo der Tod geschaltet und gerichtet,
Dort, wo wir glauben, alles sei vollbracht.
Den Lebenden des Himmels ganze Pracht;
Doch wenn auf immer unser Weg gelichtet,
Dann sei uns keine Rückkehr angedichtet,
Von Menschenwahn und Menschenwitz erdacht.
Wenn unser Los in eines Gottes Hand,
Auch dann sei unsre Rechnung abgeschlossen
Mit dem, was wir gelitten und genossen.
Verbündet sind Betrug und Unverstand;
Den Christusglauben schändet roher Tand,
Den Tod entweihen frevelhafte Possen.

3.

Sterben – gestorben sein – und doch kein Ende?
Und doch des Denkens Leuchte nicht verglommen,
Nicht jede Kümmernis von uns genommen
Und jeder Zweifel, jede Augenblende?
[216]
Der Tod ist mehr als eine Sonnenwende –
Wie selten heißt das Alter ihn willkommen!
Und selbst der Jugend kann die Lehre frommen:
Der Tod ist unsres Lebens beste Spende!
Denn ihn erhellt kein Tag und keine Zeit.
Auf Feuerstätten und im feuchten Grabe
Von tiefster Nacht umschattet trotzt gefeit
Er der Beschwörer morschem Zauberstabe
Und schenkt uns seine schönste Liebesgabe:
Ruhe von Ewigkeit zu Ewigkeit.

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TextGrid Repository (2012). Dranmor, (Schmid, Ludwig Ferdinand). 8. Securitati perpetuæ. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8281-8