Ein mensch ist des andern Gott.
Homo homini Deus.

Wann ein mensch den andern ongefahr in todts nöten errett / sagt man: Der ist sein gott gewesen / es were jm sonst übel gangen / seins gebeyns nit daruon kommen. Die alten haben glaubt / Gott sein / sei nicht anders / dann den menschen helffen vnd wolthůn. Das thůt aber der Satan der welt nach jrm willen / das ist /nach dem fleysch drumm ist er der welt gott vnd fürst. Also haben die Egiptier den Storcken vnder die götter zelt / als die das land vorschlangen bewareten. Bein Römern ward die Gans / so das Capitolium erhielte /vnder die götter zelt. Also auch Sonn / Mon / wasser /erde / drūb dz sie dem menschlichen leben nützen /dienen / leuchten / wolthůn / etc. Vnd die alten haben das götter genennet / wie wir heiligen / so in nöten zuhilff kommē. Nun ligt aber der welt / so sich vmb den geyst vnnd willen Gottes nicht versteht / Joan. 18. 1. Corin. 2. nur leibliche ding an / was da hilfft vmm glück / ehr / vnd gůt / lang leben / vnnd das widerspil abwendet. Keiner wirt gefunden / der vmb gedult in trübsal / vmb demůt / sanfftmůt / glauben inn Gott /verharrung biß ans ende / vmb frommkeyt / liebe /trew / erbakeyt / Gots erkantniß / ie sei angerůffen worden / sonder allein alle [316] bitt vnd opffer / so die tempel voll gehangen / daß der todkranck / gesundt ist worden / Der in wassers not vnd schiffbruch / selig enttrunnen / Der bitt vmb weib / kind / reichtumm /Der hat böse augen / Diser kranck vihe / kind / böse schenckel / Diser ist ein krüppel / Der leidet gewalt /vnd bit sig im Rechten. Das bezeugen noch alle vnsere opffer vnd historien / so vnder den opffern etwa inn tempeln stehn. Der innerlichen güter aber /jren zů vnnd abgang / der seel gesundtheyt oder kranckheyt / hunger / todt / not / etc. empfindet niemand. Die erkennt auch die welt nicht / vnnd schmeckt jr der wein nicht desto weniger / wenn gleich die seel gar todt ist. Darumb ist hie kein opffer noch bitt vor Gott in allen tempeln / vnder Heyden vnd vermeynten Christen. Es ist ein schlechts ding vmb fromm sein / das ist vnd hat ein ieder vor / wie auß eygner lieb ein ieder meynet. Gelt aber bedörffen wir / gůt leben / gesunde tag / frid / sig / freund / weib / kind / gesind. Drumb stehn die kirchen voll opffer /wer da hilfft / ist bei der welt Gott. Weil aber der Teuffel hie gnädig ist / vnnd dem menschen nach dem willen des fleysches / gern on alle creutz über den graben hilfft / Der war lebendig Got aber dem fleysch creutz / not vnd todt bringt / kan jn die welt nicht annemen.


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TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Ein mensch ist des andern Gott. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8BCA-4