Der trewe Eckart warnet jederman.

Die gedechtnus des trewen Eckharts ist von alten jaren her bei den Teutschen bliben / von wegen seiner erbarn frombkeyt.

Das Bůch der alten Helden sagt / vnnd es stimpt mit den gewissen historien / wie Dieterich von Bern gelebt hat zu den zeiten Zenonis vnd Augustuli / im jar nach Christi geburt vngefehrlich ccccc. Diser Dieterich / von dem die Teutschen lieder singen / mit seinem liebsten diener / dem alten Hiltenbrandt / hat Odeacrum erwürget zu Rauenna im Lamparter krieg /vnd regiert in Italien lenger denn dreissig jar. Er hatt auch / zubekräfftigen sein reich wider den Keyser /freundtschafft gemacht mit dem König zu Francken /des tochter er zum eheweib genommen hat / vnd hat allen seinen Fürsten auch weiber gefreiet des Teutschen blůts. Darnach hat er Sicilien vnd Dalmacien gewunnen / vnd mit macht ingehabt / Daher das lied erwachsen ist / wie der Berner König Fasolt / Ecken vnnd Eberrot [256] erschlagen hat. Denn dise drei waren herren in Sicilien. Vmb dise zeit hat auch König Artus gelebt / wie ich an einem andern ort werd sagen. Itē / König Gibich / des tochter Grimhild den Rosengartē zůgericht hat zu Worms am Rhein etwan Burgun geheyssen / in welchem Rosengarten der Berner vil Helden erschlůg in einem Thurnier. Bald nach diser zeit ist gewesen der trewe Eckhart / ein Held von Brisach / herr im Elsaß vnnd Breißgaw / von dem geschlecht der Harlinge. Dieweil aber inn Lamparten odder Lombardeien die Francken gewaltig worden /griffen sie vmb sich / vnd erschlůgen die jungen Harling / der Vormundt Eckhart war / das thet aber Ermentfrid. Der Eckart wolt seinen herren / deren Vormundt er war / trew beweisen / schůff vnd bracht also zuwegen / daß er mit anderer Helden hülffe / den Ermentfrid wider erwürgete / vnn vmb diser that willen ist er also hoch biß an vnser zeit / lenger dann tausent jar / gerhümpt worden / vnd er ist auch solches lobs vnd rhůms fast wol wirdig / Vnd ich wolt dz vil Teutschen weren / den mann solchs lob mit ehrn möcht nachsagen. Wo findet mann ietz iemand / der sich als ein Vormundt frembder kinder also hart anneme? Ja der Vormundt nimpt also vil / daß der nachmund nichts überkompt. Also gar ist trew vnd frombkeyt bei den Teutschen / die zu vnsern zeiten seind / erloschen / daß wenn vnsere vorältern ietz vom töd vff stünden /würden sie sich jrer nachkommen schämen. Nun haben die Teutschen jres trewen Eckarts nit vergessen / von dem sie sagen / Er sitze vor dem Venus berg /vnd warne alle leut / sie sollen nit in den berg gehn. Es ist ein fabel / wie der Thannheuser inn Venus berg gewesen sei / vnn hab darnach dem Bapst Vrbano zu Rom gebeichtet. Bapst Vrbanus hab einn stecken in der handt gehabt / vnnd gesagt / So wenig als der stecke könde grůnen / also wenig mög Thannheuser vergebung seiner sünd erlangen / vnd selig werden. Da ist Thanheuser verzweiffelt / vnnd wider in den berg gangen / vnd ist noch darinnen. Bald her nach empfeht Bapst Vrbanus ein offenbarung / wie er sol dem Thannheuser seine sünd vergeben / denn der stecke beginne zublüen.

Darumb schickte der Bapst auß in alle lande / vnd ließ den Thanheuser sůchen / aber mann kundte jhn nirgend finden. Dieweil nun der Thanheuser also mit leib vnd seel verdorben ist / sagen die Teutschen / der trew Eckhart sitze vor dem berge / vnd warne die leut / sie sollen nit hinein gehen / es möcht jhnen sonst ergehn / wie dem Thanheuser: Es ist gewisse sage / daß zu Eißleben / vnnd im gantzen land zu Mansfeld / das wütende heer (also haben sie es genennet) fürüber gezogen sei / alle jar auff den Faßnacht Dornstag / vnnd die leut seind zůgelauffen / vnnd haben darauff gewartet / nicht anderst / als solt ein grosser mächtiger [257] Keyser oder König fürüber ziehen. Vor dem hauffen ist ein alter man hergangen / mit einem weissen stab / der hat sich selbs den trewen Eckhart geheyssen / Diser alte man hat die leuth heyssen auß dem weg weichen /hat auch etliche leuth heyssen gar heym gehen / sie würden sonst schaden nemen / Nach disem mann haben etliche geritten / etliche gangen / vnnd seind leut gesehen worden / die newlich an den orten gestorben waren / auch der eins theyls noch lebten. Einer hat geritten auff einem pferd / mit zweyen füssen /Der ander ist auff einem rad gebunden gelegen / vnnd das radt ist von jhm selbs vmbgelauffen. Der dritt hat einn schenckel über die achsel genommen / vnd hat gleich sehr gelauffen. Ein ander hat keinen kopff gehabt / vnnd der stuck on massen. Wir brauchen dises worts / wenn iemandt einen andern trewlich vor schaden warnet. Vnnd wir wöllens nachrhümen / so sagen wir: Du thůst wie der trew Eckhart / der warnet auch iederman vor schaden.


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TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Der trewe Eckart warnet jederman. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8FFA-1