Je lieber kindt / ie grösser růt.

Salomon sagt: Du solt nit ablassen einen jüngling zu züchtigen. Wann du jn schon mit einer růten schlegst / so stirbt er darūb nit / vnd wann du jhn schlagen wirst mit einer růten / so wirstu sein seel auß der hellen reissen.

Es wirt hiemit den ältern gebotten / mit was bscheydenheyt sie jr kinder auffziehen sollen / nemlich / wie Sanct Paul sagt / Im herren.

Vnnd sie sollen die kinder nit verbittern / das ist /daß sie die kinder also auffziehen / daß sie sich förchten lernen / nit vor den ältern allein / sonder vil mehr vor Got / den ältern gehorsam sein vmb Gots willen /nit schlecht vmb der ältern willen. Zů dem / daß die straff also gehe / daß es vatter vnd můtter růt sei / nit ein můtwill oder greuliche tyrannei. Je lieber kind / ie grösser růt. Ein růt ist ie nit ein schwerdt / stange /keul / oder schneidend waffen. Der hindern des menschen ist versehen mit vil fleysch / auff daß dem menschen kein sonderlich leyd widerfare / vnd mög die zucht leiden. Die kinderzucht / so auff den herren soll gericht sein / soll dermassen gethon sein / daß die ältern wissen / daß sie nit die seien / denen man soll gehorsamen / sonder Gott sei es / der es von den kindern fordert / vnnd was die ältern mit jhnen schaffen / vnd sie heyssen / das schaff vnd heysse Gott. Wo man die kinder in disem bericht auffziehen wirt / also / daß die ältern sagen: Lieben kinder / wann jhr thůt was wir euch von Gottes wegen heyssen / so seind jr gefreiet vor schlägen vnd der růten / Wo aber nit / so kunnen wirs vor Gott nit verantworten / wir müssen die boßheyt an euch straffen / Vnnd eben [250] wie wirs zeitlich an ewerm leib straffen / also wirts Gott ewigklich an ewerm leib vnd an seel straffen mit dem hellischen feur. So wirt Gott sein gnad vnd segen darzů geben /vnnd die kinder werden lernen erkennen / daß man nit sie / sonder jre übelthat straffe. Man findet aber vnderweilen manchen storrigen vatter / der sůcht nur daß man jn förchte / vnd wann er was von den kindern /wie dann die jugent nit alles kan recht machen / verwirckt wirt / so wüten vnd toben sie / schlagen die kinder mit vngeschicklicheyt / vnnd machen daß die kinder / ich weyß wohin lieber giengē / ja lieber durch ein feur / dann zů jrm vatter / Sie machen aber endtlich / dz die kinder sich nimmer schemen / werden verrůcht / vnd wagen darüber was sie künnen / auff dz sie von solchem ernst jrer vätter loß werden. Die Heyden haben das exempel geschriben / wie solche kinderzucht nichts gůts anrichte / sonder vil ärger mache. Das ists das S. Paul verbeut: Ihr vätter reytzet ewere kinder nit zů zorn / sonder ziehet sie auff in der zucht vnd vermanūg ann herren. Man sol die kinder also auffziehen / dz sie můtig vnn kůn werden / Das kan man aber mit tyrannei vnd ernst nit außrichten / sonder mit güte / vnderweilen auch mit einer zucht / sonst wo allein der ernst fürgenommen wirt / da werden eitel verzagte leut auß / den es jr lebenlang schadē thůt. Plato verbeut / Man soll die jungen kinder nit schrecken / auff dz sie nit blöd vnd verzagt werden.


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TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Je lieber kindt - ie grösser rut. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-93B6-F