Lieder

1.

Frisch eilt der helle Strom hinunter.
Drauf ziehn viel bunte Schifflein munter,
Und Strom und Schiff und bunte Scheine,
Sie fragen alle: was ich weine?
Mir ist so wohl, mir ist so weh,
Wie ich den Frühling fahren seh.
Viel Lenze sitz ich schon da oben,
Ein Regenbogen steht im Land erhoben
Und durch die Täler, Wiesen, Wogen
Still, wie ein fernes Lied, gezogen,
Schifft immerfort dein himmlisch Bild –
Doch Strom und Schiff nie stille hielt.

2.

Denk ich dein, muß bald verwehen
Alle Trübnis weit und breit,
Und die frischen Blicke gehen
Wie in einen Garten weit.
Wunderbare Vögel wieder
Weiden dort auf grüner Au,
Einsam Engel, alte Lieder
Ziehen durch den Himmel blau.
Wolken, Ströme, Schiffe, alle
Segeln in die Pracht hinein –
Keines kehrt zurück von allen,
Und ich stehe so allein.
[263]

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Lieder. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-982A-3