Der Kranke

Vögelein munter
Singen so schön,
Laßt mich hinunter
Spazierengehn!
»Nacht ist's ja draußen;
's war nur der Sturm,
Den du hörst sausen
Droben vom Turm.«
Liebchen im Garten
Seh ich dort stehn,
Lang mußt sie warten,
O laßt mich gehn.
»Still nur, der blasse
Tod ist's, der sacht
Dort durch die Gasse
Schleicht in der Nacht.«
Wie mir ergraute,
Bleiches Gesicht!
Gebt mir die Laute,
Mir wird so licht!
»Was willst du singen
In tiefster Not?
Lenz, Lust vergingen,
Liebchen ist tot!« –
Laßt mich, Gespenster,
Lied, riegl auf die Gruft!
[212]
Öffnet die Fenster,
Luft, frische freie Luft!

Notizen
Entstanden um 1820, Erstdruck 1837.
Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Der Kranke. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9C24-9