Vom Frühling

Februar

Schon leuchtet die Sonne wieder am Himmel
und schmilzt die Schneelast von den Dächern
und taut das Eis auf an den Fenstern
und lacht ins Zimmer: wie geht's? wie steht's?
Und wenn es auch noch lang nicht Frühling,
so laut es überall tropft und rinnt ...
du sinnst hinaus über deine Dächer ...
du sagst, es sei ein schreckliches Wetter,
man werde ganz krank! und bist im stillen
glückselig drüber wie ein Kind.

[103] März

Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
so lockend die Sonne vom Himmel blitzt,
so lockend alles glänzt und glitzt ...
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Es werden Tage wieder kommen
bevor erblüht, wovon du träumst,
da alles wie vorher trostlos weh
in Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh ...
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Und doch und dennoch: mit jubelndem Liede
grüße dies frohe befreiende Blau
über all dem farblosen Grau,
freu dich der flimmernden Mittagsstunden,
sonne das Herz dir zu keimender Kraft,
daß es dem müde machenden Winter
und seiner Enttäuschung sich wieder entrafft!
Nur warte, nur wart noch! es wird sich erfüllen,
es wird sich erfüllen, was du ersehnst:
[104]
Glutig auflodern wird es am Himmel,
über die Berge her wird es wehn
und wie donnernde Osterglocken
wird es durch die Lande gehn ...
nur warte, nur wart noch und hab Geduld!
So schön und so köstlich dies blitzende Blau
mit seinem süßen stillen Locken,
es kommen Tage noch und Wochen
farblos grau,
da alles wie vorher trostlos weh
in Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh ...
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!

[105] April

Und wenn du jetzt aufwachst morgens ...
ganz leis und fein
spielt um die Dächer
der Sonnenschein,
und du bist nicht mehr müde,
wie sonst, und verzagt:
was soll nun wieder
voll Mühsal und Plag
der ganze lange endlose Tag!?
Froh und munter
geht's ihm entgegen,
und alles ist so wunderbar
frisch und stark und hell und klar,
das ganze Leben so frei, so leicht,
daß du dich selber drüber wunderst:
von was für töricht dummen Dingen
du das Herz dir ließest zwingen
und kaum begreifst:
mit welch erbärmlichen Kleinigkeiten
die Menschen sich das Leben verleiden ...
[106]
Kleinigkeiten, ob denen es kaum
der Mühe wert, ein Wort zu verlieren,
geschweige denn tage- und wochenlang
zu quälen sich und zu schikanieren ...
und vollends jetzt, da's Frühling wird
und, wenn du aufwachst morgens,
ganz leis und fein
um die Dächer spielt
der Sonnenschein
und alles rings so wunderbar
frisch und stark und hell und klar ...
wozu sich da grämen und betrüben!
nein, weg mit all den Schererei'n!
es lohnt sich da wahrlich nur: zu lieben!
es lohnt sich da wahrlich nur: froh zu sein!

[107] Von Dem und Jenem

1. [Man schreit und lärmt]

Man schreit und lärmt und ereifert sich,
man findet es dumm und lächerlich
und gegen allen Anstand und Brauch,
man ruft die Polizei zu Hilfe,
und diese kommt und verbietet es auch
und sperrt die Straßen und rasselt mit Ketten
und tut, soviel sie irgend kann,
die bedrohte Bürgerruhe zu retten.
Und ein paar Jahre später, gib acht,
ist alles, worob man den Lärm gemacht,
wofür man ereifert sich und erregt,
wogegen man Himmel und Hölle bewegt ...
kein Mensch weiß, wie es eigentlich kam:
so selbstverständlich, so alltäglich,
so eingefügt in den ganzen Lauf
und mit Sitte und Anstand so wohl verträglich,
als wär man's gewöhnt so von Jugend auf.

[108] 2. [Was sich dir auch erfüllen mag]

Was sich dir auch erfüllen mag
und wie's in deine Türe trete,
ob königstolz
an lautem Tag,
ob bettlerscheu
in stiller Nacht,
du hast es immer doch ganz anders,
ganz anders dir gedacht ...
Und ob du noch so sehr dich freust,
ein bißchen bist du immer enttäuscht.

[109] 3. [Ich darf's]

Ich darf's,
du darfst's
und jeder,
der da gleich stolzen Sinnes wär,
der so wie ich, der so wie du
die Jahre hin, die Jahre her
den eigenen Wunsch im Zügel hielt,
daß er nun ganz von selbst nicht mehr
auf Wege drängt, die wir nicht wollen,
ein jeder, der
so drüber stände
wie du und ich
darüber stehn ...
die Welt würd ruhig weiter gehn,
es würde niemand was geschehn,
es würde niemand was genommen!
Und dennoch, sieh! eh wirs versähn,
würden sie dutzendweise kommen:
Wer sind die, die da oben gehn?!
[110]
wer sind die, die da haben dürfen,
was uns versagt?! wir sind doch wohl
nicht weniger gut, nicht weniger schlecht?!
gleiche Steuern, gleiches Recht!
So schrie' es und im Handumdrehn ...
wir sind nicht weniger gut und schlecht! ...
wär Zaun und Garten niedergetreten ...
gleiche Steuern, gleiches Recht!
Und alles, was in langen Jahren
wir uns erkämpft als stillen Lohn
freiwilliger Frohn,
es würde nur uns selbst zum Hohn!

[111] 4. [Nimm einen jeden, wie er ist]

Nimm einen jeden, wie er ist ...
es hat ein jeder seine Mängel
und selbst der Beste, denn wir sind
nun einmal Menschen und nicht Engel!
Man nimmt dich auch dann, wie du bist ...
es hat ein jeder seine Mängel
und selbst der Beste, denn wir sind
nun einmal Menschen und nicht Engel!

[112] 5. [Das ist so, Freund]

Das ist so, Freund, ja, ja!
... die andern
dürfen alles sich erlauben,
dürfen's treiben, wie sie wollen,
geck und keck und klug und dumm,
dürfen mit anmaßungsvollen
Eitelkeiten laut sich blähn
und wie Wetterfahnen lustig
sich mit jedem Windchen drehn ...
niemand nimmt es weiter krumm!
Aber wage du das einmal,
wage du einmal ein Wort,
das nicht überall entschuldigt,
hab dich du einmal so wichtig,
hab dich du einmal mit ihrem
feierlichen Selbstbewußtsein ...
Ach, es würde eine Lust sein,
wie sie's alle übel nähmen,
[113]
wie sie tief beleidigt kämen:
was du wärst und was du dächtest!
andre sei'n so viel wie du!
und es wäre blasser Neid nur!
wahres Können sei auch Gönnen!
wahre Freiheit sei bescheiden!
wahre Stärke stütze andre!
wahre Größe ... wahre Bildung ...
Ja, es wäre eine Lust,
wie sie ohne es zu merken,
rührend harmlos und vergnügt,
sich mit ihren Kastagnetten
an den eigenen Nasen hätten!

[114] 6. [Sobald ein anderer was gemacht]

Sobald ein anderer was gemacht,
ist's gut und schön und klug bedacht,
man nimmt's, wie's ist, und freut sich dran:
wieder einer, der was kann!
Doch wenn du selber damit kämest,
begänn ein Wackeln mit den Zöpfen,
ein Schütteln mit den weisen Köpfen:
die Sache sei viel zu verzwickt
und dies und das vorbeigeglückt!
man hätte zu viel dabei zu denken!
man wolle Erholung, nicht Quälerein!
das Leben sei ohnehin ernst genug!
Kurzum: man müsse leichter sein!
Und glückte was mit leichterer Feder ...
weiß Gott, so kämen sie erst recht:
so was könn heutzutage jeder!
mit solchen billigen Spielerein
erwürbe man sich kaum viel Gunst!
mehr-können müsse, wer da wolle,
daß man ihn höher werten solle!
hart sei das Leben, hart sei auch die Kunst!

[115] 7. [Faule Witze, lieber Freund]

Faule Witze, lieber Freund,
kann ein jeder Klempnermeister machen,
faule Witze, über die dann
andre Klempnermeister wieder lachen ...
Immer freilich, mein ich, könn man
derart geistreich sich nicht fassen,
und zuweilen, mein ich, könn man
ruhig auch was gelten lassen!

[100] Höhen-entlang
Brief- und Tagebuchblätter

[101][103]

[116] Und nehmt ihr's übel ..

Und nehmt ihr's übel, nehmt es übel!
in Gottes Namen, reißt es zum Riß!
ich kann und ... will auch nicht! Gewiß,
ich will auch nicht! ...
Die zwei, drei Stunden,
die mir als letzten, müden Rest
des Tages Arbeit übrig läßt,
ich will sie nicht so zwecklos vergeuden
mit hohlem Gerede und mit Leuten,
für die ich genau so viel und so wenig
als sie für mich ...
mit denen ich sitze und Braten esse,
und die ich nach eilig steifem Adieu
vor der Haustür unten wieder vergesse
und all mein Lebtag nicht wiederseh.
Die zwei, drei Stunden am späten Abend
[117]
sie sind das einzige, was ich habe,
sie sind mein Lohn und sind mein Leben
und kosten mich denn doch zu viel,
um sie so planlos zu verläppern
für andere zu bloßem Spiel!
Und wenn ich auch nichts weiter tue,
als daß ich mich in aller Ruhe
zu Haus einmal aufs Sofa strecke
und über alten Plänen hecke
und ein paar Verse reime ...
oder träume ...
wie man so träumt,
wenn man vom Leben
ein bißchen mehr will, als bloß eben
...leben!

[118] Ausgleich

Was überfliehn?!
was überhasten?!
Ruhiges Mühn,
ruhiges Rasten!
Eines gebe
dem Andern Gewicht:
fröhliche Freude,
fröhliche Pflicht!

[119] Im Spiel des Lebens

1. [Auf und nieder]

Auf und nieder
schwankt die Wage
deiner Tage,
wie sich füllen
ihre Schalen,
diese hoch und jene tief.
Laß sie sinken,
laß sie steigen ...
diese hoch und jene tief ...
Du nur zwischen beide stehe,
unbeirrt in deinem Ziel,
fest und stark, als Halt und Träger,
als gerechter Gleicher und Wäger,
still und ruhig über ihrem
steten Auf- und Niederspiel.

[120] 2. [Da aber liegt's]

Da aber liegt's:
der eine biegt's,
der andre bricht's!
laß nur das Schwert nicht in die Scheiderosten,
den freien Mut des freien Manns!
Wer etwas will, der kann's ...
der kann's!
und würd es eine Welt ihn kosten!
Was du vor dir bist, nur entscheidet!
der Spruch der Welt, du lieber Gott,
zerrt heute hist und morgen hott,
und wenn sie dich mit Purpur kleidet ...
für das, was einer litt und leidet,
ist all ihr Purpur Fastnachts-Spott!
Was du vor dir bist, nur entscheidet
und wird des Ganzen innerer Kern ...
nicht Glück, nicht Zufall oder Stern!
und was dann auch dagegen streitet,
der Freie macht sich stets zum Herrn!
[121]
Was du vor dir bist, nur entscheidet
und bleibt im buntverwirrten Spiel
des breiten Weltgetriebs das einzig
unverlierbar klare Ziel,
der einzige schaffende Gedanke,
der all dem blinden Her und Hin
Beziehung gibt, Verstand und Sinn,
daß es sich formt und fügt und ordnet
und still zu einem Ganzen webt ...
der einzige
feste
Punkt, von dem aus
ein Starker
die Welt aus ihren Angeln hebt!
Den einen trügt's,
den andern trägt's,
dem einen liegt's,
der andere legt's ...
laß nur das Schwert nicht in die Scheide rosten,
den freien Mut des freien Manns!
wer etwas will, der kann's ...
der kann's!
und würd es eine Welt ihn kosten!

[122] 3. [Und das allein ist's]

Und das allein ist's, drum sich's handelt,
wie Welt und Zeit auch stürmt und wandelt
mit allem, was du je begannst:
daß ohne Vorwurf, ohne Lüge,
daß ohne Reue, ohne Rüge,
auch vor dem eigenen Tribunal,
daß du mit ruhigem Gewissen
zurück- und vorwärtsblicken kannst
auf deines Jahres stille Mühe ...
ob du verlorst, ob du gewannst.
Nicht fremden Anderen zu Dank ...
was denn auch sollen diese Andern!
es ist ja doch ein stetes Wandern
voll Mißgunst überall und Zank!
Nein, dir allein zu Recht und Ehre,
dir allein zu Lust und Last:
deinem Glauben, deinem Leben,
deinem Schaffen Genüge zu geben.
[123]
Mag man's dann loben oder tadeln,
was liegt daran!?
Es wird sich immer adeln,
trotz Acht und Bann:
wer ohne Vorwurf, ohne Lüge,
wer ohne Reue, ohne Rüge
zurücksehn darf und sagen kann
von seines Jahres stiller Mühe:
er habe seine Pflicht getan ...
ob er verlor, ob er gewann ...
Und weder Glück noch Unglück
hab je was über ihn vermocht,
und weder Täuschung noch Erfüllung
das freie Herz ihm unterjocht!

[124] Dem Dichter

1. [Doch nicht, was du]

Greift nur hinein in's volle Menschenleben,

ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,

und wo ihr's packt, da ist's interessant.

Vorspiel zum Faust.


Doch nicht, was du von außen packst,
ob dich ein Zufall glücklich leitet,
und wenn du's noch so scharf umzackst,
krönt dich zum Sieger und entscheidet ...
Nein: ob du's mit den Wurzeln greifst
und wie du's stimmst und wie du's reifst
in stiller Tage stillem Werden,
ob du's zur Sonne aufwärts hebst,
empor aus seines Unwerts Trübe,
empor aus seines Werktags Dunst,
ob du's mit deinem Ich durchlebst
und mit der Sehnsucht deiner Liebe,
dem Gottesatem freier Kunst.
[125]
Was sollen wir mit fremder Menschen
gleichgültiger Lust, gleichgültigem Leid?!
Du gib ihm Wort erst, Wert und Weihe
zu dem, dem du dich selbst geweiht!
Wir wollen dich, nicht ... uns, nicht andre!
wir wollen dich, was dich bewegt,
was dich ... auf freigekämpften Schwingen,
dem Staub entträgt,
dem Staub, dem Dunst, in dem wir ringen,
der Mühsal zwischen Heut und Morgen,
die uns mit ewigen Pfennig-Sorgen
um unser bestes Teil betrügt!
Mit deines Wortes mächtigem Werde
zerreiß die Nebel, schaff uns Licht ...
und über unserem kleinen Dasein
mit seinem riesengroßen Leid
zeig uns die morgengoldenen Feuer
der Sonne deiner Ewigkeit!

[126] 2. [Der Dinge unerkanntes Wesen]

Der Dinge unerkanntes Wesen ...
ein Lehrling auch wird's manchmal lösen
mit irgendwo erlauschtem Spruch ...
ein Lehrling auch vermag mitunter
ein Wunder
und kann, was im Verborgenen ruht,
aus dumpfer, traumgebundener Hut
zu Aufsturm und zu Tat befrein ...
doch Meister wird er drum nicht sein!
denn Sieg ist's nirgends: blinde Kraft
zu lösen nur und zu entflügeln ...
Sieg ist es erst:
in freiem Spiel,
zu jeder Zeit, zu jedem Ziel
die Macht zu haben, sie zu zügeln!

[127] 3. [Das Was ist's nicht!]

Das Was ist's nicht!
Wer etwas kann,
zwingt sich den sprödesten Stoff zu Willen,
zwingt zu lebendig frischem Quell
das Felsgestein, das sonnzerglühte,
zwingt das verdorrteste Reis am Weg
zu Reim und Blüte
mit bloßem Wort ... er will und spricht's,
und ... überflammt von tausend Sonnen,
befreit er eine Welt voll Wonnen
aus leerem, dämmergrauem Nichts!
Das Was ist's nicht! Das Wie allein
wird Kranz und Krone dir verleihn!
Stoff ist nur Stoff, in blinder Haft ...
dein Wille erst wird seine Kraft,
dein Wort erst wird sein Werde!
Es ist die gleiche Handvoll Erde ...
ein Gott wird Menschen daraus schaffen,
ein Stümper ... Affen!

[128] 4. [Frag nicht]

Frag nicht,
mach's fertig,
und es ist gut!
Frägst du,
weiß jeder was einzuwenden,
der im Ernst und der im Spaß,
du aber stehst mit verdrossenen Händen,
zweifelnd, mißgestimmt und laß ...
und beginnst zu ändern ...
aber die erste
Freude ist weg
und ihr heiliger Mut ...
Frag nicht,
mach's fertig,
und es ist gut!

[129] 5. [Mach, was du willst]

Mach, was du willst, mach's wie du willst,
nur sorg, daß es in deinem Sinn
als Ganzes, Volles dir gelingt,
und daß nichts Fremdes dazwischen klingt!
Man nenn's dann gut, man nenn es schlecht ...
es habe ruhig jeder recht,
und wer da lachen will, soll lachen ...
Witze sind über alles zu machen!
die einzige Frage, die da gilt,
ob einer lobt nun oder schilt,
die einzige Frage ist: gabst du ein Eig'nes!?

[130] Übertragungen

nach

Paul Verlaine

Still!

Tiefstiller dunkler Schlaf
sinkt über meinen Tag,
daß ich nichts hoffen mehr,
nichts fürchten mag!
Das ganze Leben ...
ich entsinne mich kaum,
war es froh, war es traurig?!
Alles wird Traum ...
Es ist eine Wiege,
von heimlicher Hand
leise geschaukelt
an Grabesrand!
Still! ... Still!

[131] Serenade

Als ob ein Toter im Grabe müd und wund
nach Leben riefe,
sucht mein Lied sich zu dir mit klagendem Mund
aus dunkler Tiefe.
Laß lauschen dein Ohr, deine Seele dem Klang
meiner Zither:
für dich, für dich nur gilt mein Gesang ...
so süß, so bitter.
Ich singe von goldlichter Augen Pracht
voll süßem Frohlocken,
von selig vergessendem Traum in der Nacht
schwarz wallender Locken.
Als ob ein Toter im Grabe müd und wund
nach Leben riefe,
sucht mein Lied sich zu dir mit klagendem Mund
aus dunkler Tiefe.
Und ich sing von der wonnigen Wundergestalt
deiner Glieder,
in schlaflosen Nächten voll Sehnsucht umwallt
ihr Duft mich wieder.
[132]
Und ich denke der Glut deiner Küsse dazu,
mich entseelend,
und der Lust, mit der du mich quältest, o du ...
mein Engel! mein Elend!
Laß lauschen dein Ohr, deine Seele dem Klang
meiner Zither:
für dich, für dich nur war, was ich sang ...
so süß, so bitter!

[133] Im Gefängnis

Der Himmel, drüben über dem Dach,
in tiefblauem Schweigen,
ein Baum, drüben über dem Dach,
mit wiegenden Zweigen.
In dem Himmel, den man sieht,
klingts wie von Glocken,
ein Vogel auf dem Baum, den man sieht,
singt sein Frohlocken.
Mein Gott, mein Gott, so friedlich und schön ...
das dort ist Leben!
in der Stadt drüben dieses frohe Getön
und Summen und Weben! ...
Und du, der du hier weinst,
durchs Gitter lugend,
was hast du gemacht, sag, der du hier weinst,
mit deiner Jugend!?

Notes
Entstanden 1893-1896.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Flaischlen, Cäsar. Höhen-entlang. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B477-4