Sonett

O wär' es eine Schuld nur, was uns trennte!
Und stünde vorn sie in der Sünden Reihen:
Die Lieb' ist Gnad' und könnte sie verzeihen,
Wenn sie im andern nur die Lieb' erkennte.
Doch wo ist Feuer, das im Wasser brennte?
Wo Wasser, das in Flammen mag gedeihen?
Was uns für heut und immer muß entzweien,
Ist Widerspruch wie der der Elemente.
Du folgtest deinen Sternen, ich den meinen -
Seit man uns schied - im Glauben, Denken, Lieben.
Ach, daß die Sterne so verschieden scheinen!
Nun muß dein Wort mir, leerer Schall, verstieben,
Und meines dir. Wir aber stehn und weinen,
Daß nichts gemein uns als dies Leid geblieben.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Sonett. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B7AA-7