Nachts

Dem Mondesaufgang wandl' ich gern entgegen,
Wenn alles schlummert, durch die stillen Gassen;
Des Marktes Brunnen rauschet noch verlassen,
Sonst tiefes Schweigen rings auf allen Wegen.
Da spricht die Nacht auch über mich den Segen,
In sanfte Wehmut schmilzt das trotz'ge Hassen,
Die Liebe naht, mich gläubig zu umfassen,
Und will das Haupt an meine Schulter legen.
Mir ist's, als käme mir die Jugend wieder,
Und wieder streben in sehnsücht'ger Weise
Aus dieser Brust zur Heimat meine Lieder.
So schwingt von Schwänen eine Schar sich leise
Aus dunklem See auf wallendem Gefieder,
Wenn sie beginnt nach Süden ihre Reise.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Nachts. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BA0F-D