[19] Zwei Könige

Zwei Könige saßen auf Orkadal,
Hell flammten die Kerzen im Pfeilersaal.
Die Harfner sangen, es perlte der Wein,
Die Könige schauten finster drein.
Da sprach der eine: »Gib mir die Dirn'!
Ihr Aug' ist blau, schneeweiß ihre Stirn.«
Der andre versetzte in grimmem Zorn:
»Mein ist sie und bleibt sie, ich hab's geschworn.«
Kein Wort mehr sprachen die Könige drauf,
Sie nahmen die Schwerter und stunden auf.
Sie schritten herfür aus der leuchtenden Hall';
Tief lag der Schnee an des Schlosses Wall.
Es sprühten die Fackeln, es blitzte der Stahl -
Zwei Könige sanken auf Orkadal.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Zwei Könige. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BB25-2