In der Frühe

Frisch von kühlem Tau durchquollen
Schauern Wald und Erlenbruch;
Aus des Ackers schwarzen Schollen
Dampft ein kräft'ger Erdgeruch.
Still noch ist's auf allen Wegen,
Nur vom Dorf die Glocke ruft
Fernher ihren Morgensegen
Durch die sonnendunst'ge Luft.
Von dem Strom, wo ich gebadet,
Eh' der letzte Stern entfloh,
Mit verjüngter Kraft begnadet
Kehr' ich heim, des Tages froh.
Ahnungsvoll im Busen klingt mir
Dunkler Melodien Gewühl,
Und den leichten Schritt beschwingt mir
Ein beglückend Vorgefühl.
Was bedeutet dies Empfinden?
Soll ich die Geliebte sehn?
Oder flutet in den Winden,
Muse, deines Odems Wehn?

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. In der Frühe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BB64-1