3.

Der Zweifel ist ein Falk mit scharfen Klauen;
Des Glaubens weiße Taube sieht er kaum,
So beizt er nieder durch den luft'gen Raum,
Die Krallen in ihr zitternd Fleisch zu hauen.
Da flockt zerrupft hernieder aus dem Blauen
Das schimmernde Gefieder Flaum für Flaum,
Mit jeder Feder fällt ein Gottestraum,
Und langsam blutet hin das Gottvertrauen.
Ein Engel sieht herab vom Himmelszelt
Und wendet trüb mit fragenden Gebärden
Das Angesicht empor zum Herrn der Welt.
Der aber spricht: Der Falk hat Macht auf Erden,
Doch seine Marken sind auch ihm bestellt;
Denn jede Taube kann zum Adler werden.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. 3. [Der Zweifel ist ein Falk mit scharfen Klauen]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BCF0-0