6.

»Was schautest gestern du so finster drein,
Da schwarz aufs Meer die Wolken niederzogen,
Und kreischend vor dem Sturm die Möwen flogen,
Die Schwingen tauchend in den Wetterschein?
Mir war's, als würd' ich ledig jeder Pein,
Und jauchzen mußt' ich ins Geroll der Wogen,
Doch trübe standest du, das Haupt gebogen -
Was war's? Du siehst, die Luft ist wieder rein.«
Nicht schelt' ich deinen ungestümen Drang,
Dem Knaben wird im Sturm die Brust erweitert,
Der Fluten Donner deucht ihm wie Gesang;
Wohl hast du recht, der Himmel glänzt erheitert,
Die Sonne wandelt ruhig ihren Gang -
Doch weißt du auch, wieviel heut nacht gescheitert?

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. 6. [Was schautest gestern du so finster drein]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BF39-7