Die Sängerin

Vor andern kalt zu scheinen
Hab' ich mich längst gewöhnt,
Doch halt' ich kaum das Weinen,
Wenn diese Stimme tönt.
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Die goldnen Weisen triefen
Ins Herz wie Vollmondschein
Und ziehn in alle Tiefen
Der Wehmut mich hinein.
Das sind gesungene Tränen;
Es klagt und flutet drin
Das ganze Leiden und Sehnen
Der kranken Sängerin.
Schon brennt auf ihrem blassen
Gesicht ein fliegend Rot;
Sie kann das Singen nicht lassen
Und weiß, es ist ihr Tod.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Die Sängerin. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C110-3