[9] Vermischte Gedichte
Erstes Buch
Lübeck und Carolath

Genesung

Nach dumpfer Schwüle
Was mir so frisch
Mit unsichtbarem Fittich
Die Stirne rührt,
Bist du's endlich,
Himmelstochter Genesung?
Leise sinkt's wie Gewölk
Zerrinnender Nebel
Mir von den Sinnen!
Klarer, tiefer
Dünkt mir der Himmel,
Der Quellen Wogen
Rührt wie ferne Musik
Mein erwachend Ohr,
Und von den Wipfeln
Der schwarzen Tannen
Auf mich hernieder
Dämmern Gedanken.
Ach, noch kann ich dich nicht
Fassen, o Muse,
Noch versagst du
Dem irrenden Finger
Dein Saitenspiel;
Aber schon spür' ich
In ahnender Seele
[9]
Dein tröstlich Nahen,
Im Windesodem
Flattert dein Hauch schon,
Und seh' ich fern durch die Stämme
Auf Waldeswiesen
Des Sonnenstrahls
Bewegtes Spielen,
So ist mir's oft,
Es sei das Wallen
Deines weißen Gewandes.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Genesung. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C225-D