Gelassenheit

Was ist's, daß ich mich quäle?
Harr Seiner, meine Seele,
Harr und sei unverzagt!
Du weißt nicht, was dir nützet:
Gott weiß es, und Gott schützet;
Er schützet den, der nach ihm fragt.
Er zählte meine Tage,
Mein Glück und meine Plage,
Eh ich die Welt noch sah.
Eh ich mich selbst noch kannte,
Eh ich ihn Vater nannte,
War er mir schon mit Hülfe nah.
Die kleinste meiner Sorgen
Ist dem Gott nicht verborgen,
Der alles sieht und hält;
Und was er mir beschieden,
Das dient zu meinem Frieden,
Wär's auch die größte Last der Welt.
Ich lebe nicht auf Erden,
Um glücklich hier zu werden;
Die Lust der Welt vergeht.
Ich lebe hier, im Segen
Den Grund zum Glück zu legen,
Das ewig, wie mein Geist, besteht.
Was dieses Glück vermehret,
Sei mir von dir gewähret!
Gott, du gewährst es gern.
Was dieses Glück verletzet,
Wenn's alle Welt auch schätzet,
Sei, Herr, mein Gott, mir ewig fern!
Sind auch der Krankheit Plagen,
Der Mangel schwer zu tragen,
Noch schwerer Haß und Spott:
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So harr ich, und bin stille
Zu Gott; denn nicht mein Wille,
Dein Wille nur, gescheh, o Gott!
Du bist der Müden Stärke,
Und aller deiner Werke
Erbarmst du ewig dich.
Was kann mir widerfahren,
Wenn Gott mich will bewahren?
Und er, mein Gott, bewahret mich.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Gelassenheit. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C2BC-A