HYPERION

[13]

DEM SEHNENDEN WAR

DER WINK GENUG · UND WINKE SIND

VON ALTERS HER DIE SPRACHE DER GÖTTER

I

Wo an entlegnem gestade
Muss ich vor alters entstammt sein
Brüder des volkes?
Dass ich mit euch wohl geniessend
Wein und getreid unsres landes
Fremdling euch bleibe?
So wie sich sondert des sohns
Ahnender stolz von geschwistern
Späterer heirat
Selbst unter freundlichen spielen
Innerlich fern und versichert
Besseren vaters.
Ihr die in sinnen verstrickten
Ihr die in tönen verströmten
Schlaff dann beim werke:
Klagend an ach welchen wassern
[14]
Weinend an ach welchen weiden
Nach – welchem glücke!
Lernt nicht des tanzenden schritte
Holde gebärde der freude
Roh da ihr schwank seid ·
Fruchtbarem bund nicht gefüge
Ihr auch zu zweien allein:
Ihr mit dem spiegel.

II

Ahnung gesellt mich zu euch
kinder des Inselgebiets
Die ihr in anmut die tat
bilder in hoheit ersannt
Spartas gebändigten mut
Ioniens süsse vermählt.
Jugendlich tanzt Der den chor
helden gestaltend als mann
Lieblichen gastmahls ist herr
lenker in staates gefahr
[15]
Eifernder stämme bewerb
einigte tempel und spiel
Und keine weisheit bis heut
hat dort die Gründer vertieft.
Was diese meere befuhr
was diese küsten durchzog!
Wo als die neige schon nah
unter zypressen des tals
Weitester lehrer der zeit
adligsten schüler geführt.
Ihr habt Erlesne des glücks
wo ihr auch griffet gesiegt
Die ihr von greisen den schatz
enkeln gesamt übertrugt
Die ihr in fleisch und in erz
muster dem menschtum geformt
Die ihr in reigen und rausch
unsere götter gebart.
Weh! ruft der tausende schrei:
dass dies musst untergehn!
Dass nach dem furchtbaren fug
leben am leben erstirbt!
Weh! auf des Syrers gebot
stürzte die lichtwelt in nacht.

[16] III

Ich kam zur heimat: solch gewog von blüten
Empfing mich nie .. ein pochen war im feld
In meinem hain von schlafenden gewalten ·
Ich sah euch fluss und berg und gau im bann
Und brüder euch als künftige sonnen-erben:
In eurem scheuen auge ruht ein traum
Einst wird in euch zu blut der sehnsucht sinnen ...
Mein leidend leben neigt dem schlummer zu
Doch gütig lohnt der Himmlischen verheissung
Dem frommen .. der im Reich nie wandeln darf:
Ich werde heldengrab · ich werde scholle
Der heilige sprossen zur vollendung nahn:
MIT DIESEN KOMMT DAS ZWEITE ALTER · LIEBE
GEBAR DIE WELT · LIEBE GEBIERT SIE NEU.
Ich sprach den spruch · der zirkel ist gezogen ..
Eh mich das dunkel überholt entrückt
Mich hohe schau: bald geht mit leichten sohlen
Durch teure flur greifbar im glanz der Gott.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). George, Stefan. Hyperion. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C75D-5