[10] AUS: GALANTE FESTE
MONDENSCHEIN

Dein herz ist ein erlesenes gefild
Bezaubert von dem takt der bergamasken
Von lautenspielen und von tanz – ein bild
Fast traurig trotz der ausgelassnen masken.
Wenn sie in sanften tönen auch besingen
Der liebe siege und das leichte sein:
Will ihnen rechte freude nicht gelingen
Und ihr gesang verschmilzt im mondenschein –
Im stillen mondenscheine schön und fahl
Vor dem die vögel träumen in den hecken
Und in verzückung schluchzt der wasserstrahl
Der grosse schlanke strahl im marmorbecken.

[11] DER LAUBGANG

Geschmückt gemalt wie zu den schäferzeiten
In grossen bandes-schleifen zierlich geht
Sie durch den laubgang wo sich schatten breiten
Und wo das moos auf alten bänken steht:
Mit tausend lärvchen tausend zierereien
Als ob im spiel mit lieblingspapageien.
Ihr langes schleppenkleid ist blau · ihr fächer
Im schmalen finger mit den breiten ringen
Erzählt von so verworrnen liebes-dingen
Die sie zuweilen – ganz im traume – lächern.
Blond also! Ihre nase ein zierlich eckchen
Ihr mund voll fleischrot kindlich stolz ist ganz
Entzückend – schöner als das schönheits-fleckchen ·
Es hebt des auges etwas faden glanz.

[12] DIE KINDLICHEN

Die hohen fersen kämpften und die langen kleider ·
Und je nachdem es boden oder wind gefiel
Erglänzten manchmal beine – aufgefangen leider
Zu häufig – und wir liebten dieses torenspiel.
Und störte eines neidischen insektes stich
Den hals der schönen manchmal unter einem busche ·
So spähten wir ob glanz auf weissen gliedern husche
Und unser närrisches vergnügen mehrte sich.
Verfänglich war ein spätjahr-abend angebrochen ·
Die schönen hingen träumerisch an unserm arm
Und sagten worte so verdächtig ohne harm
Dass unsre herzen seit der zeit verwundert pochen.

[13] DER FAUN

Der alte faun aus grauem thone ·
Sieht aus dem gras mit lüsternheit ·
Er profezeit uns zweifelsohne
Ein schlimmes end auf heitre zeit
Die mich geleitet dich geleitend
Uns wanderer mit trübem geist
Bis zu der stunde die entgleitend
Beim klang der tamburine kreist.

[14] AMOR AUF DER ERDE

Der nachtwind warf den liebesgott herab
Der in des parks geheimstem winkel stand
Und boshaft spielte mit des bogens band
Und der uns einst so viel zu denken gab –
Der nachtwind jagte ihn herab · es streichen
Die morgenwinde drüber hin · o trauer!
Den sockel anzusehn wo der erbauer
Geschrieben steht in halbverwischten zeichen.
O trauer! wie der sockel nun verwaist
Für sich! Ein düsterer gedanke kam
Und ging in meinem sinn wo tiefer gram
In eine zukunft schlimm und einsam weist.
O trauer! dich sogar schien zu bekümmern
Das trübe bild wenn du auch keck und heiter
Dem gold- und purpurfalter folgst der weiter
Sich tummelt über den zerstreuten trümmern.

[15] GEFÜHLSAMES ZWIEGESPRÄCH

Im alten einsamen park wo es fror
Traten eben zwei schatten hervor.
Ihre augen sind tot · ihre lippen erblassen ·
Kaum kann man ihre worte fassen.
Im alten einsamen park wo es fror
Rufen zwei schatten das ehmals hervor. –
Entsinnst du dich unsrer alten minne? –
›Was willst du dass ich mich ihrer entsinne?‹
Dein herz klopft bei meinem namen allein·
Siehst du mich noch immer im traume? – ›Nein‹
Ach die tage so schön · das glück so unsäglich
Wo unsere lippen sich trafen! ›Wohl möglich‹
[16]
Wie blau war der himmel · die hoffnung wie gross! –
›Die hoffnung entfloh in den finsteren schooss.‹
Sie gingen hin in den wirren saaten ·
Die nacht nur hat ihre worte erraten.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). George, Stefan. Aus: Galante Feste. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D45D-D