[99] Bacchus und Cithere

Soll ich trinken oder küssen?
Hier winkt Bacchus, dort Cithere.
Beide winken, beide lächeln.
Bacchus mit gesetzten Minen,
Und Cithere mit verliebten.
Bacchus zeigt mir seine Reben,
Seht, sie sinken, schwer von Trauben!
Aber seht nur, dort im Schatten,
Dort im Schatten, unter Reben,
Liegt ein Mädchen lang gestrekket!
Seht, es schläft, es lächelt schlafend,
Und es lächelte Cithere
Nicht so reitzend, als sie winkte.
O wie süß mag es nicht schlummern!
O wie reitzend liegt das Mädchen!
Um den weissen regen Busen,
Hangen schwarze reife Trauben,
Und es glänzen um den Lokken,
Um den Rabenschwarzen Lokken,
Goldne Blumen in den Schatten.
Weingott, winke nur nicht länger;
Denn ich muß erst, bei dem Mädchen,
Unter deinen Trauben schlummern.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Bacchus und Cithere. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D9B3-1