[34] Bei Uebersendung eines Paars Filet-Manschetten

Horchend lauscht' ich manche Nacht,
Ob sich Anne 1 nicht mehr rühre?
Hurtig war ich auf, und sacht
Trippelt' ich zur Kammerthüre,
Saß bei meines Lämpchens Schein
Ganze Nächte, ganz allein.
Nicht für einer Fürstin Pracht
Hätt' ich sonst, im öden Zimmer
Ganz allein, nur Eine Nacht
Selbst bei tausend Kerzen Schimmer
Gegen Schrecken mich gewehrt:
Was die Liebe doch nicht lehrt!
[35]
Schnarchend lag Spadille 2 da
Lang und breit auf meinem Schooße,
Und ermuntert' er sich ja,
Ha! was macht' er dann für große
Wunderaugen, daß ich Ding
Gar nicht mehr zu Bette ging.
Diese Netze strickt' ich dann,
Und bei jedem Knoten flogen
Hundert Seufzer zu dem Mann',
Der mich selbst ins Netz gezogen;
Was? gezogen? nein doch, nein!
Lief ich denn nicht selbst hinein?
Ist es nicht so gut darin?
Zehnmal besser als im Freien?
Kannst du Glück! so wie ich bin,
Einen Wunsch mir noch verleihen?
Aber stößt er mich hinaus –
Dann ist alles, alles aus!

Fußnoten

1 Ihr Mädchen.

2 Ihr Hund.

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TextGrid Repository (2012). Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von. Gedichte. Lieder zweier Liebenden. Erstes Buch. Bei Uebersendung eines Paars Filet-Manschetten. Bei Uebersendung eines Paars Filet-Manschetten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E030-6