Liebe brauchet nicht Verstand

Vor Zeiten reißte der Verstand
Nach Amathunt, wo er die Königin Cythere,
Den blinden Cypripor, und viele Nymphen fand;
Bey denen er, so gern als ich, geblieben wäre.
Er bot sich allen an, that artig und galant.
Wer mich zum Führer wählt, wird, sprach er, niemahls gleiten:
Ich führ ihn immer an der Hand! – –
Doch Cypris lacht' und sprach: hier herrscht, seit alten Zeiten,
Frau Thorheit, und muß mich und meine Kinder leiten;
Besonders meinen Sohn, wann er den Bogen spannt!
Die abzuschaffen macht zu viel Beschwerlichkeiten;
Drum wandert immerhin zurück in euer Land,
Mein allerliebster Herr Pedant;
Dann Liebe leidet nicht Verstand.

Notes
Erstdruck in: Voßischer Musenalmanach 1785.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Götz, Nicolaus. Liebe brauchet nicht Verstand. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E587-B