[323] 28. Die wider erholete Schwermütigkeit

1.
Auf / auf / geängstes Herze!
die trübe Wolk verschwindt gemach.
der Rauch / der Irdisch Schmerze /
wird auch zertriben nach und nach.
Der Nebel vieler Plagen /
bereit sich aufwerts schwingt:
daß er nach wenig Tagen
den Gnaden-Regen bringt.
Laß deinen Unmut fahren:
du bist ein Himmels-Kind.
Der Höchst wird ja bewahren /
die gänzlich ihm ergeben sind.
2.
Frisch auf! nimm Adlers-Augen /
schau in die Sonn / die ewig Freud:
es würd dir dieses taugen /
zu dulten hier viel Traurigkeit.
des Himmels Vorschmack / machet
ein all-erleidends Herz /
das alle Noht verlachet /
hält Sterben nur vor Scherz.
[324]
Ach wer mit den Gedanken /
wie in dem Meer der Fisch /
im Himmel wär ohn wanken:
wie wär er Heilig / froh und frisch.
3.
Der Herr / sey deine Stärke;
der Glaube / sey dein Schild und Sieg;
damit des Satans Werke
und aller Laster schwerer Krieg
in dir zerstöret werden /
und nichts als Geistes-Ruh /
auch auf der eitlen Erden
bey dir sich finden thu.
Es fahren die verlangen /
wie Feuer / über sich:
auf daß / wann alls vergangen /
du werdst erhalten ewiglich.
4.
Erhalt' in Friedens-Gränzen
den Geist / wann alles wütt und tobt.
Laß Ruh und Frommheit glänzen:
wirds schon von allen nicht gelobt.
Verachtung ganz verachten /
dem schmeichlen taube seyn /
nach schnödem Geld nicht trachten /
vermeiden Hoffart-Schein /
[325]
sich mit sich selbst vergnügen /
in Armut bleiben Reich:
das heist die Welt besiegen /
und selten finden seines gleich.

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TextGrid Repository (2012). Greiffenberg, Catharina Regina von. 28. Die wider erholete Schwermütigkeit. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E9A6-B