Der Bauer, der sein Kalb verloren hat

aus dem Französischen


Um ein verlornes Kalb zu suchen,
Ging einst ein Bauer in den Wald,
Bestieg die höchste aller Buchen
Und lauschte rings umher. Doch bald
Naht ihm sich ein verliebtes Pärchen
Und strecket sich ins weiche Gras,
Das Mädchen stöhnt, das süße Herrchen
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Erblickt beim Kuß ich weiß nicht was,
Genug, er dehnt sich an der Erde
Wie ein getretner Wurm und spricht
Mit wollustatmender Gebärde:
»Was seh ich und was seh ich nicht!«
Der Bauer steiget von der Spitze
Des Baums, auf dem er forschend stand
Herab und tritt zum Rasensitze,
Wo er die beiden – küssend fand:
»Ach Herr, ihr könnt mich glücklich machen,
Ihr sehet ja, spricht er schon halb
Beruhiget, so viele Sachen,
Sagt mir, seht ihr nicht auch mein Kalb.«

Den 28 November 1806

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TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Gedichte. Gedichte. Der Bauer, der sein Kalb verloren hat. Der Bauer, der sein Kalb verloren hat. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-F018-0