461. Der schlafende Landsknecht

Als Heinrich, Erzbischof zu Reims, des König Ludwigs Bruder, auf eine Zeit im Sommer über Land reiste und um Mittag von der Hitz wegen ein Schläflein tat, ruhten sich auch einige seiner Landsknechte und schliefen. Die übrigen aber, welche Wacht hielten, sahen aus dem offenen Mund eines der schlafenden Landsknechte ein klein weiß Tierlein, gleich einem Wiesel, herauskriechen und gegen dem nächsten Bächlein zulaufen. Am Gestad des Bächleins lief es aber hin und wider und konnte nicht überkommen. Da fuhr einer von denen, die dabeistanden, [434] zu und legte sein entblößtes Schwert wie eine Brücke hin; darüber lief das Tierlein und verschwand. Über eine kleine Weil kam es jenseits wieder und suchte emsig die vorige Brücke, die mittlerweile der Kriegsknecht weggetan hatte. Also brückte er nun wieder über das Bächlein, das Tierlein ging darauf, näherte sich dem noch aufgetanen Mund des schlafenden Landsknechtes und kehrte in seine alte Herberg ein. Von Stund an erwachte der Landsknecht. Seine Spießgesellen fragten, was ihm im Schlafe begegnet sei. Er antwortete: »Mir träumte, ich wäre gar müd und hellig von wegen eines gar fernen, weiten Wegs, den ich zog, und auf dem Wege mußt ich zweimal über eine eiserne Brücke gehen.« Die Landsknechte konnten daraus abnehmen, daß, was sie mit Augen gesehen, ihm wirklich im Traum vorgeschwebt hatte.

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TextGrid Repository (2012). Grimm, Jacob und Wilhelm. Sagen. Deutsche Sagen. Zweiter Band. 461. Der schlafende Landsknecht. 461. Der schlafende Landsknecht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-03A4-E