463. Der Rosenstrauch zu Hildesheim

Als Ludwig der Fromme winters in der Gegend von Hildesheim jagte, verlor er sein mit Heiligtum gefülltes Kreuz, das ihm vor allem lieb war. Er sandte seine Diener aus, um es zu suchen, und gelobte, an dem Orte, wo sie es finden würden, eine Kapelle zu bauen. Die Diener verfolgten die Spur der gestrigen Jagd auf dem Schnee und sahen bald aus der Ferne mitten im Wald einen grünen Rasen und darauf einen grünenden wilden Rosenstrauch. Als sie ihm näher kamen, hing das verlorene Kreuz daran; sie nahmen es und berichteten dem Kaiser, wo sie es gefunden. Alsobald befahl Ludwig, auf der Stätte eine Kapelle zu erbauen und den Altar da hinzusetzen, wo der Rosenstock stand. Dieses geschah, und bis auf diese Zeiten grünt und blüht der Strauch und wird von einem eigens dazu bestellten Manne gepflegt. Er hat mit seinen Ästen und Zweigen die Ründung des Doms bis zum Dache umzogen 1.

Fußnoten

1 In dem mir vorliegenden Handexemplar ist hier ein weißes Blatt eingeklebt und ein getrockneter Rosenzweig daraufgenäht. Am Rande die Bemerkung (von der Hand Jacobs): »Beiliegendes Rosenzweiglein ist davon.« (Herman Grimm)

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TextGrid Repository (2012). Grimm, Jacob und Wilhelm. Sagen. Deutsche Sagen. Zweiter Band. 463. Der Rosenstrauch zu Hildesheim. 463. Der Rosenstrauch zu Hildesheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-07ED-A