64.
An Eugenien

Ich lebe/ wo man den mit Recht kan lebend nennen/
Der sonder Geist verfällt in bitter-süsse Pein/
Die Seel ist ausser mir/ und sucht den Glantz allein
Der Augen/ die mir nur zu angenehme brennen/
Was kan in meiner Nacht ich als die Stern erkennen.
Holdseligst ihr Gesicht/ der Wunder-helle Schein/
Erleuchtet diß Gemüth/ das (geht die Welt schier ein)
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Kein Schwefel-lichter Blitz wird von dem Vorsatz trennen.
Lasset Nord und Wetter toben weil mir diese Rosen blühen/
Schreckt mich keiner Winter Rasen/ last die heisse Sonn entfliehen/
Mir ist die Abend-Lufft weit lieber als der Tag.
Ob die Zunge nicht mehr schwatzet/ die nie ein End-Urtheil spricht/
Treugt doch der entfärbten Wangen lieblich Abendröthe nicht.
Die redet nur zu wohl/ die schweigend reden mag.

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TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Aus dem Nachlaß. 64. An Eugenien. 64. An Eugenien. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1FCC-6