[Küst, ihr Seufzer, mein Vergnügen]

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Küst, ihr Seufzer, mein Vergnügen,
Denn bey euch muß es beruhn,
Bis es wird das Schicksal fügen,
Daß es meine Lippen thun
Und zwey Seelen durch ihr Drücken
Regungsvoll zusammenschicken.
Stelle dein verhastes Klagen,
Das du so gar kühn gethan,
(Wirstu, andre Seele, sagen,)
Bey mir künftig klüger an,
Wo ich dir nicht soll bey Zeiten
Deinen Abschied zubereiten.
O es sind des Himmels Triebe,
Und von oben ist's geschehn,
Daß ich dich, du Bild der Liebe,
Mir zum Abgott ausersehn,
Weil ich so gar seltnes Wesen
Kan aus deinen Augen lesen.
Deine engelholde Blicke,
Die bis in die Seele gehn,
Sind so feste Zauberstricke,
Daß du selber must gestehn,
Wenn ich diesen könt entreißen,
Müst ich billig Simson heißen.
Aber wo die reinen Flammen,
Welche meine Brust empfindt
Und aus deinen Augen stammen,
Dir von mir beschwerlich sind,
O so werd ich stets mit Wißen
Dir beschwerlich fallen müßen.

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TextGrid Repository (2012). Günther, Johann Christian. [Küst, ihr Seufzer, mein Vergnügen]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-221D-A