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Stets zerreiss' ich, gleich der Rose
– Weil's an deinen Duft mich mahnt –
Mir vom Kragen bis zum Saume
An dem Leibe das Gewand.
Deinen Leib erblickt' die Rose,
Und im Garten schien sie nun
Sich das Kleid vom Leib zu reissen,
Wie es die Berauschten thun.
Schwer entzieh' ich meine Seele
Deiner Hand, der Quälerin;
Du hingegen, du vermochtest
Leicht das Herz mir zu entzieh'n.
Auf die Rede schnöder Feinde
Wandtest du dich ab vom Freund;
Werde nie ein Mensch hienieden
Seinem Freunde so zum Feind!
Mache nicht dass, herzverbrennend,
Meiner Brust ein Seufzerhauch
Auf dieselbe Art entsteige
Wie dem Schornstein heisser Rauch!
Und dein Leib, so zart umhüllet,
Gleicht dem Wein im Glaspocal,
Und dir ruht das Herz im Busen
Wie in Silber harter Stahl.
Träufle, Kerze, aus dem Auge
Thränen, wie die Wolke thut.
Denn schon wurde klar dem Volke
Deines Herzens heisse Gluth!
Brich das Herz mir nicht in Stücke,
Wirf's nicht vor die Füsse gar:
Seinen Wohnsitz aufgeschlagen
Hat es ja in deinem Haar.
Da Hafis sein Herz gebunden
An dein Haar, mit treuem Sinn.
O so wirf auf gleiche Weise
Nicht zu deinen Füssen ihn!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 7.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2C16-6