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Versteh'st du, was die Harfe
Und was die Laute spricht?
»Trinkt Wein, doch im Verborg'nen,
Sonst spart man Strafen nicht;
Der Lieb' und den Verliebten
Raubt dann man Ehr' und Preis,
Wälzt Schande auf den Jüngling
Und Vorwurf auf den Greis.«
Sie sagen: »Sprecht und höret
Nichts von der Liebe Macht.«
Gar schwierig ist die Sache,
Die sie da vorgebracht.
Bethört von hundert Listen
Verweil' ich vor dem Thor;
Allein was schlägt für Dinge
Man hinter'm Vorhang vor?
Dem greisen Wirth verkümmern
Die Zeit sie wieder nun;
Sieh nur, was diese Wand'rer
Da mit dem Greise thun!
Wohl hundertfache Ehre
Kauft oft ein halber Blick:
Vor solchem Handel treten
Die Schönen nur zurück.
Der Eine plagt und mühet
Sich um des Freund's Genuss;
Es überlässt der And're
Sich des Geschickes Schluss.
Kurz, du vertraue nimmer
Auf den Bestand der Welt:
Denn eine Werkstatt ist sie,
Wo Wechsel nur gefällt.
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Nur eine falsche Münze,
Sonst gar nichts bietet sie,
Indess die Thoren meinen,
Sie trieben Alchymie.
Trink' Wein! Denn Scheïch und Mufti,
Und Stadtvogt und Hafis,
Bei'm Licht beseh'n, verstellen
Sich sämmtlich ganz gewiss.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 19.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D48-0