[113] Cirruswolken

1

Am Sommerabend, im trocknenden Heu,
an des Berges duftigem Wiesenhang
liegt still ein Kind und schaut hinauf
mit märchenträumenden Augen:
Weiche Wolkenflöckchen, ihr da droben,
von der Sonne rosig angehaucht,
o ihr wunderschönen Himmelsschäfchen,
heute weidet euch der liebe Gott!

[114] 2

Durch der Weltstadt schwelenden Athem braust
vorwärts mit ehernen Schlägen der Zug.
Da lehnt ein Mann am Fenster und starrt
hoch über die Stadt in die Ferne:
Düsterroth, hart aneinander, endlos
scharen sich die Wolkenreihn dort oben!
Roth hinein drängt sich der Rauch der Schlote ...
Blut trieft von des Himmels harter Wölbung!

Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Cirruswolken. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3649-1