3. Ninive

Und zum zweitenmal geschah des Herren
Wort zu Jona: Mach dich auf und wandre
in die grosse Ninive und predige
von dem heiligen Zorne deines Gottes,
denn es ist vor mich heraufgekommen
ihre Bosheit, und ich will sie strafen.
Jona hörte und gehorchte. Eilends
brach er auf zum Lande der Assyrer.
Und er kam nach Ninive, der grossen,
die drei Tagereisen lang sich ausdehnt.
Stumm ging Jona eine Tagereise,
[182]
aber dann erhob er seine Stimme,
predigte und sprach: Noch vierzig Tage
wird die stolze Ninive sich brüsten –
doch nach vierzig Tagen wird der Herr sie
züchtigen zu ihrer Sünden Ernte
und zerreissen ihrer Mauern Kranz.
Da die Leute solche Predigt hörten,
zog die Furcht in ihre raschen Herzen,
und sie glaubten Gott. Alsbald erhub sich
Wehgeschrei und Klagen durch die Strassen.
Und die Kunde kam auch vor den König.
Der stand auf von seinem goldnen Throne,
legte seinen Purpur ab und hüllte
sich in einen Sack. Drauf liess er ausschrein
als Befehl und aus Gewalt des Königs:
Dass vielleicht sich Gottes Zorn noch wende,
sollen alle, alle Wesen fasten,
Gross und Klein und Mensch wie Thier. Sie sollen
alle sich in härene Säcke hüllen
und sich niederwerfen in die Asche.
Darben soll was Odem haucht und niemand
soll sich selber Speis und Trank gewähren
noch ein Thier zur Tränk und Weide treiben.
Sondern jeder soll vom bösen Wege
ab sich kehren und von seiner Hände
Frevel! – Dass vielleicht wir Gnade fänden,
dass vielleicht sich Gottes Zorn noch wende!
[183]
Als nun Gott die Werke ihrer Reue
sah, erbarmte sich sein Herz des Volkes,
und das Übel, das er durch die Stimme
Jonas, seines Dieners über jene
schon verhängte – that er ihnen nicht an.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Gedichte. Meine Verse 1883-1904. Biblische Geschichten. 4. Der Prophet Jona. 3. Ninive. 3. Ninive. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-377E-1