Drei andere Wünsche

Diesmal ist aber die Frau Anna Fritze nicht dabei, auch riecht es nicht nach Rosenduft und Morgenrot, sondern nach Klingenberger und nach Kalbfleisch in einer sauren Brühe. Drei lustige Kameraden saßen beisammen zu Kehl im Lamm, und als sie das Saueressen verzehrt hatten, und noch eine Flasche voll Klingenberger miteinander tranken, sprachen sie von allerlei, und fingen zuletzt an zu wünschen. Endlich wurden sie der Rede eins, es sollte jeder noch einen kernhaften Wunsch tun, und wer den besten Wunsch hervorbringe, der soll frei ausgehen an der Zeche.

Da sprach der erste: »So wünsch ich dann, daß ich alle Festungsgräben von ganz Straßburg und Kehl voll feiner Nähnadeln hätte, und zu jeder Nadel einen Schneider, und jeder Schneider müßte mir ein Jahr lang lauter Maltersäcke nähen, und wenn ich dann jeden Maltersack voll doppelter Dublonen hätte, so wollte ich zufrieden sein.«[148]

Der zweite sagte: »So wollt ich denn, daß das ganze Straßburger Münster bis unter die Krone des Turms hinauf voll Wechselbriefe vom feinsten Postpapier läge, so viel darin Platz haben, und wäre mir auf jedem Wechselbrief so viel Geld verschrieben, als in allen deinen Maltersäcken Platz hat, und ich hätt's.«

Der dritte sagte: »So wollt ich denn, daß ihr beide hättet was ihr wünscht, und daß euch alsdann beide in einer Nacht der Henker holte, und ich wär euer Erbe.«

Der dritte ging frei aus an der Zeche.

[1809]

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TextGrid Repository (2012). Hebel, Johann Peter. Prosa. Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Drei andere Wünsche. Drei andere Wünsche. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4387-5