[5] Jesus in der h. Schrift

Immer muß ich wieder lesen
In dem alten, heil'gen Buch,
Wie der Herr so gut gewesen,
Ohne List und ohne Trug.
Wie Er hieß die Kindlein kommen,
Liebend hat auf sie geblickt
Und sie in den Arm genommen
Und an Seine Brust gedrückt.
Wie Er helfendes Erbarmen
Allen Kranken gern bewies
Und die Niedern und die Armen
Seine lieben Brüder hieß.
Wie Er keinem Sünder wehrte,
Der mit Reue zu Ihm kam,
Wie Er huldvoll ihn belehrte,
Ihm den Tod vom Herzen nahm.
[6]
Immer muß ich wieder lesen,
Les' und weine mich nicht satt,
Wie der Herr so treu gewesen,
Wie Er uns geliebet hat.
Hat die Heerde mild geleitet,
Die Sein Vater Ihm verliehn;
Hat die Arme ausgebreitet,
Alle an Sein Herz zu ziehn.
Laß mich knie'n zu Deinen Füßen,
Herr, die Liebe bricht mein Herz!
Laß in Thränen mich zerfließen,
Mich vergehn in Wonn' und Schmerz!

Berlin, 1815.


Notes
Entstanden 1815.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hensel, Luise. Jesus in der h. Schrift. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-53D3-9