[235] Consolatrix afflictorum

In allen Nöthen eilet
Das Kind zum Mutterschooß,
Wo jede Wunde heilet,
Und wär' sie noch so groß.
So kann auch ich nur wenden
Den trüben Blick zu Dir;
Von Deinen milden Händen
Thaut jede Tröstung mir.
Wer rief Dich je vergebens,
Maria! hoffend an?
Du Mutter alles Lebens,
Du brichst des Todes Bann.
[236]
Wohl kannst Du Schmerz erkunden,
Wohl ist Dir Leid bewußt:
Es brennen sieben Wunden
In Deiner reinen Brust.
In unsagbaren Schmerzen
Blick' ich nur auf zu Dir,
Da strömt aus Deinem Herzen
Schon Trost und Friede mir.
Und was so schwer mich kränkte,
Daß ich den Muth verlor
Und trüb' die Blicke senkte,
Das trägt mich nun empor.
Das senkt gleich Friedenspalmen
Sich mild in's Herz hinein;
Das weckt zu Dankespsalmen
Die ganze Seele mein.

Notes
Entstehungszeit unbekannt. Die beiden Schlußstrophen stammen aus einer früheren Handschrift der Dichterin.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hensel, Luise. Consolatrix afflictorum. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-549D-C